Der Wehag-Handform-Standardbeschlag
Der Wehag-Handform-Standardbeschlag entstand 1929 als erster Teil des neuen Beschlagprogramms. Burchartz entwarf zwei unterschiedliche Drücker die als Modell Nr. 32 und Modell Nr. 40 angeboten wurden. Dazu gehörten entsprechende Fensteroliven, ein Pendeltürgriff, ein Türknopf, ein Briefschild und verschiedene andere Beschlagteile, bis zum Klingelschild. Ein so breites Programm in einer gestalterischen Linie war neu in der Baubeschlagbranche.
Die beiden Türdrücker-Modelle zeigen deutlich die Vorliebe Burchartz für konstruktivistische Formen. Erstmals spielte bei der Gestaltung aber auch der ergonomische Aspekt des „Greifens“ eine Rolle, die kurze Zeit später mit den Wehag-Einheitsbeschlägen noch optimiert wurde.
Wegen ihrer etwas eigentümlichen Form und einer dadurch bedingten aufwendigen Herstellung wurden die Wehag-Handform-Beschläge nur einige Jahre, zumeist aus Nicksil, einer Sondermessinglegierung vergleichbar dem Neusilber, produziert. Spätestens mit der Produktionsumstellung auf Leichtmetallbeschläge 1935/36 verschwanden die Handform-Standardbeschläge wieder aus dem Programm.
Der Wehag-Einheitsbeschlag
Der Wehag-Einheitsbeschlag entstand kurze Zeit später als Teil einer weiteren Beschlagserie. Burchartz hatte den Drücker wesentlich einfacher gestaltet und im Vergleich zu den Handform-Beschlägen auf jegliches konstruktivistisches Beiwerk verzichtet. Im Mittelpunkt des Programms stand der Türdrücker als Modell Nr. 44 in drei Größen und dazu wurden eine Fensterolive, ein Türknopf, ein Pendeltürgriff, ein Briefschild und zahlreiches Zubehör angeboten.
Anfangs wurden die Einheitsbeschläge vor allem aus der Wehag-Legierung Nicksil gefertigt, ab Mitte der 1930er Jahre bis in die 1960er Jahre hinein dann ausschließlich aus Leichtmetall.
Wegen der einfachen Form waren die Einheitsbeschläge kostengünstig herstellbar und fanden bis spät in die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert große Verbreitung. Vereinzelt werden sie auch heute noch hergestellt.
Das Wehag Modell Nr. 70
Speziell für die Herstellung aus Leichtmetall entwarf Burchartz um 1935 für Wehag einen weiteren Türdrücker, der als Modell Nr. 70 angeboten wurde. Mit seiner abgerundeten Form bedient er den Zeitgeschmack jener Jahre und wird dabei gleichzeitig dem neuen Material gerecht. Das Modell wurde in drei unterschiedlichen Größen angeboten, jedoch nicht zu einem so umfangreichen Programm entwickelt wie bei den früheren Entwürfen. Es gab lediglich eine Fensterolive.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Burchartz und der Wehag hielt vermutlich bis zu seinem Tode 1961 an. Allerdings entstand nach dem Modell Nr. 70 kein weiterer Türdrücker-Entwurf mehr. Vielmehr konzentrierte sich die Zusammenarbeit auf die Entwürfe der Kataloge und Werbeschriften. So gab Burchartz nach dem II. Weltkrieg den Wehag-Katalogen ein neues Aussehen. Der letzte von Burchartz gestaltete Katalog erschien 1959.
Burchartz-Beschläge aus der Handform-Serie sind heute nur noch sehr selten zu finden und auch "echte" Einheitsbeschläge sind inzwischen rare Sammlerobjekte. Zu erkennen sind sie am eingeschlagenen Wehag-Logo am Führungsring der Drücker.
Lit.: Wehag 31, Hauptkatalog, Heiligenhaus 1931 / Wehag 36, Hauptkatalog, Heiligenhaus 1936 / Siegfried Gronert, Türdrücker der Moderne, Brakel 1992 / Max Buchartz und das Wehag-Erscheinungsbild in: Bauwelt, Heft 13, 2006 / Gerda Breuer (Hg.) Max Burchartz 1887 - 1961 Künstler, Typograf, Pädagoge, Jovis-Verlag 2010