Die
Frankfurter Normendrücker entstanden um 1925 im Rahmen der Typisierung von Bauwerksteilen im Frankfurter Hochbauamt unter Ernst May. Als Entwerfer gilt Ferdinand Kramer (1898-1985), der für kurze Zeit auch am Weimarer Bauhaus studiert hatte.
Ursprünglich gab es mindestens vier in der Form unterschiedliche Varianten, von denen sich jedoch nur zwei tatsächlich im Neuen Bauen durchsetzen konnten. Sie entwickelten sich vor allem wegen ihres günstigen Preises zu den am meisten verwendeten Türklinken der späten 1920er und frühen 1930er Jahre und sind bis heute zu tausenden in den Bauten der Moderne zu finden. Auch Gropius verwendete sie gelegentlich in seinen Bauten, wie etwa in der Landmaschinenfabrik Kappe in Alfeld (1925) oder in der Siedlung (Dessau)-Törten (1926-1928).
Neben den Türdrückern entstanden Fensteroliven, Türknöpfe, Pendeltürgriffe sowie verschiedenes Zubehör und, ganz besonders zu erwähnen, die Normenrosetten, die oft auch mit anderen Türdrückern der Moderne kombiniert wurden.
Hergestellt wurden die Normendbeschläge anfangs wohl vor allem von der Metallwarenfabrik EWS Ernst Wagener in Solingen, deren Produktion aber bald nicht mehr ausreichte, um die Nachfrage zu decken. So wurden die Normendrücker und -oliven um 1930 von nahezu allen Baubeschlagbetrieben angeboten.
Hergestellt wurden die Normenbeschläge anfangs vorwiegend in Weißbronze, Neusilber und Eisenguss, später in Aluminium und vereinzelt auch aus Bakelit.
Die Variante mit dem abgewinkelten Rundstab und anschließender Griffrolle wurde wegen der Ähnlichkeit zum Gropius-Drücker von einzelnen Herstellern auch als Bauhaus-Normendrücker bezeichnet, sie hat aber weder etwas mit dem Bauhaus noch mit Walter Gropius zu tun.
Lit.: DAS NEUE FRANKFURT, Heft 2/3, Frankfurt/M. 1930 / Claude Lichtenstein (Hg.), Ferdinand Kramer. Der Charme des Systematischen, Zürich 1991